EIN TAG IM ZOO ALS FOTOGRAF, TEIL 1
- Ryan Saladin
- 24. Mai 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Feb. 2022
Ein Tag im Zoo bedeutet für die meisten Eltern erst einmal Stress. Das Picknick muss vorbereitet und gepackt werden, die Kinder wollen möglichst viele Tiere sehen und man ist den ganzen Tag auf den Füssen und kämpft sich mit allen anderen Besuchern durch den Zoo. Für mich wiederum ist es Entspannung pur und ich geniesse jeden meiner Aufenthalte.
Okay, zugegeben vielleicht liegt's auch einfach daran, dass ich bislang relativ selten im Zoo war und prinzipiell immer etwas gemächlicher unterwegs bin an meinen freien Tagen, dennoch möchte ich euch mit meinem heutigen Beitrag auf eine Reise durch den Zoo mitnehmen.

Ja, ich weiss einige von euch werden jetzt sagen, dass Tiere in Käfigen zu halten nicht artgerecht ist und ich stimme denjenigen auch absolut zu. Dennoch muss ich gestehen, fühle ich mich in Zoos durchaus wohl wenn ich Tiere, welche ich sonst vermutlich nicht so leicht sehen würde, entsprechend beobachten und fotografieren kann.
7.30 Uhr
Ich wache mal wieder vor meinem Wecker auf. Mein Kater bemerkt, dass ich nun endlich wach bin und fordert prompt sein Futter. Mühsam winde ich mich aus dem Bett und folge ihm in die Küche. Er steht vor seinem Futternapf und wartet, bis ich es endlich geschafft hab die Verpackung zu öffnen und den Napf zu füllen. Fröhlich und vergnügt stürzt er sich darauf und ich höre wie er zufrieden schmatzt.
Zeit für einen Kaffee
Mit der Tasse in der Hand, begebe ich mich ins Wohnzimmer und setz mich auf die Couch. Langsam werde ich wach. Während ich genüsslich meinen Kaffee schlürf, google ich die Öffnungszeiten des Zoos. Mein Ticket habe ich bereits gestern gekauft. Was der Kaffee noch nicht ganz komplett geschafft hat, das erledigt die Dusche.
Frisch geduscht, mache ich mich langsam ready zum aufbrechen. Ich nehme meine Akkus aus der Ladestation, packe die Kamera in meinen Rucksack und prüfe ob ich auch wirklich alles, was ich für meinen Tag brauche, eingepackt habe.
So bepackt mache ich mich auf den Weg zum nächsten Coop um mir einige Snacks und etwas zu trinken zu kaufen. So ein Tag im Zoo ist lange - da sind mir einige Snacks ganz recht.
8.39 Uhr
"Nächster Halt: Zoo, Endhaltestelle. Uf wiederluege mitenand, en schöne Tag"
Die Durchsage des Chauffeurs reisst mich aus meinen Gedanken als wir die letzte Steigung hochfahren.
Als die Türen sich öffnen, schnappe ich mir meinen Rucksack und mache mich auf den Weg nach draussen. Um diese Uhrzeit sind noch nicht zu viele Leute hier oben unterwegs. Ich folge den gelben Tierspuren hinunter zum Eingang des Zoos und reihe mich dort in die Schlange für Online-Tickets ein. Ich bin etwas zu früh dran, daher beobachte ich die Leute vor mir und versinke erneut in meinen Gedanken.
8.59 Uhr
"Onlinetickets chönd gern zu mir cho!", ruft der Mann in der grünen Zoo-Weste, welcher vor den Automaten steht. Ich begebe mich zu ihm und strecke ihm mein Handy mit dem Onlineticket entgegen. Skeptisch wirft er einen Blick darauf, dann nickt er und lächelt. "Isch guet danke, Sie chönd ine"
Im Zoo angekommen, krame ich meine Kamera aus dem Rucksack und mache mich auf den Weg nach oben. Mein Ziel: Der Schneeleopard.
Um diese frühe Uhrzeit dürfte es nicht allzu schwer sein ein gutes Foto von ihm zu schiessen. Meist wurde er gerade gefüttert und stürzt sich jetzt auf sein Essen, bevor er dann den Rest des Tages in der Felswand schläft während die Leute verzweifelt nach ihm suchen.

Ich habe Glück und erwische ihn tatsächlich genau vor mir, während er ein Stück Fleisch frisst. Ich lehne mich gegen das Geländer und geniesse für einen Augenblick seinen Anblick. Unterdessen schleicht sich ein weiterer Fotograf an, der wohl den selben Plan hatte. Vom sehen kenne ich ihn bereits, er hält sich wohl öfters im Zoo auf, denn er ist mir aus meinen letzten Besuchen bereits in Erinnerung geblieben.
Er legt los. Das Rattern seiner Kamera scheint das Tier zu irritieren, denn es wendet seinen Blick plötzlich vom Stück Fleisch ab und starrt den komischen Mann an, welcher diese Geräusche von sich gibt.
Ich schliesse mich meinem Kollegen an und schiesse ebenfalls einige Fotos während sich das die unbeeindruckt wieder seinem Stück Fleisch zuwendet.
Zufrieden mit den Bildern, welche ich gerade geschossen habe, mache ich mich auf den Weg zum nächsten Ziel, welches nur wenige Schritte entfernt gerade auf einem Ast vor sich hin döst. Ich stelle mich direkt an den Bambus vor seinem Gehege und warte, in der Hoffnung das der kleine Kerl sich demnächst in ein besseres Licht rückt, doch es scheint als ob ich kein Glück hätte, also zieh ich weiter.
Da ich jedoch nicht zu weit entfernt sein möchte, begebe ich mich zum nächstgelegenen Gehege - den Wölfen. Ich entdecke sie dabei, wie sie faul auf einem Felsen liegen. Kein sehr tolles Foto. Ich raschel mit den Blättern vor dem Gehege, doch die Wölfe lassen sich davon nicht beeindrucken und wenden mir nicht einen Blick zu, also beschliesse ich mich zum Deppen zu machen. Um diese Uhrzeit geht das ja noch ohne grosse Blicke von anderen Besucher auf sich zu ziehen. Ich prüfe kurz, ob ein Besucher zu sehen ist und als ich bemerke, dass keiner in Sichtweite ist, lege ich los. Ich springe auf und ab, mache komische Geräusche, welche mich selbst beinahe irritieren - keine Wirkung. Dann renne ich los und bleibe 3 Meter weiter vorne stehen. Es scheint zu wirken, denn einer der Wölfe starrt mich jetzt immerhin an und fragt sich vermutlich welcher Vollidiot da gerade vorbei gerannt ist. Das perfekte Foto gelingt mir allerdings nicht.
Mittlerweile biegt ein Besucher um die Ecke und ich beschliesse es bei einem netten Versuch zu belassen. Daher mache ich mich wieder gemächlichen Schrittes auf den Weg zum kleinen Panda. Immerhin scheinen meine Aktionen ihn geweckt zu haben, denn er klettert gerade über die Äste hin zu ein paar Blättern.

Ich lehne mich wieder gegen den Bambus vor mir und fotografiere ihn dabei, wie er gerade genüsslich seine Blätter frisst. Ein weiterer Besucher nähert sich dem Gehege und sieht dem kleinen Kerl voller Freunde zu.
"Schmeisst er sich extra in Pose, hä?" Er grinst mich an, offenbar amüsiert über seine eigene Aussage. Ich lächle freundlich zurück und wende meinen Blick dann wieder dem Geschehen zu. Als der kleine Panda offenbar gesättigt ein neues Schlafplätzchen sucht, ziehe auch ich weiter.
Auf meinem Weg nach unten, mache ich einen Zwischenstopp beim Tiger, welcher sich ebenfalls gerade auf ein Stück Fleisch stürzt, nur das dieses, aus welchem Grund auch immer an einem Seil hängt, welches quer über den Boden verläuft und somit wie ein riesiges Katzenspielzeug aussieht. Ich knipse ein paar Fotos, doch sie überzeugen mich nicht. Daher beschliesse ich den zweiten Tiger aufzusuchen, in der Hoffnung, dieser sei etwas aktiver und tatsächlich erwische ich auch ihn dabei, wie er sich gerade in ein Stück Fleisch verbeisst. Der Anblick dessen, wird nur durch das Rattern der Kamera meines Berufskollegen gestört, welcher den fressenden Tiger natürlich auch bereits entdeckt hat und nun munter drauf los knipst. Ich tu's ihm gleich.

Als er mich bemerkt, fürchtet er wohl um seinen Platz und positioniert sich daher neu. Er steht jetzt direkt mittig vor der Glasscheibe und wuchtet seinen dicken Bauch so mitten in mitten in mein Bild. Doch der Ärger über sein Verhalten hält nicht lange an, denn der Tiger ist gesättigt und sucht sich nun wohl ein Plätzchen für sein Verdauungsschläfchen. Dabei wendet er sich von meinem Kollegen ab und läuft schnurstracks in meine Richtung. Ich reagiere sofort und setze mich provokativ vor das Fenster mit der idealen Sicht auf ihn. Ich krame mein Handy hervor und check meine Nachrichten. Im Hintergrund höre ich wie mein Kollege wohl weiterhin versucht den Tiger zu fotografieren. Plötzlich herrscht Stille... scheint als hätte er das Handtuch geworfen.
Ich verweile noch ein paar Minuten und frage mich, welcher der beiden Tiger vor kurzem einen Menschen attackiert hat - komme dabei aber lediglich zum Schluss, dass ich froh bin, das zwischen dem Tiger und mir eine dicke Glasscheibe steckt. Dann schnapp ich mir meine Kamera und trete meinen Platz an einen kleinen Jungen ab, der schon völlig aufgeregt vor dem Fenster umher rennt.
Mit meiner Kamera in der Hand, schlendre ich den Weg entlang, und beschliesse meinen kleinen Freunden, den Chipmunks, einen Besuch abzustatten.
"Mama, lug de Alvin!"
Der kleine Junge im roten Pulli hüpft zu seiner Mutter und zieht sie an der Hand.
"Mamiiii, lug det de Alvin"
Dabei führt er seine Mutter mit ausgestreckten Zeigefinger direkt vor den Maschendrahtzaun. Seine Begeisterung scheint zwar nicht auf seine Mutter übergesprungen zu sein, dennoch lächelt sie und bestaunt wie die kleinen Kerle einander über Steine und Äste jagen. Ich lehne mich zurück und betrachte die Szenerie. Als die beiden von dannen ziehen, versuche ich mein Glück auf ein Foto. Allerdings sind diese Streifenhörchen mittlerweile wohl an den Menschen gewohnt und klettern nicht mehr, wie einst, neugierig den Zaun entlang um einen besseren Blick auf das komische Tier draussen zu werfen. Dennoch erwische ich eines der Hörnchen, bei einer kurzen Rast auf einem Ast und bin ganz happy damit.

Zufrieden mit meinem Foto, wandere ich weiter den Weg entlang, am Löwenhaus vorbei, hin zu der kleinen, überdachten Aussenstation wo der Löwe gerade seine Runde durch das Gehege streift. Dann bleibt er stehen und betrachtet die Löwin, welche sich oben auf dem Felsen für ein Nickerchen hingelegt hat.

Nebenbei höre ich einem älteren Herren zu, welcher einer Gruppe Schülern gerade erklärt, dass bei den Löwen die Weibchen die Jagd übernehmen und dass das grösste Hobby eines Löwen wohl, ähnlich meiner Katze, der Schlaf ist.
Es scheint als hätte der Löwe den Satz gehört und sich mit dem Gedanken angefreundet jetzt ein kleines Schläfchen einzulegen. Nun stolziert er den Hügel hoch, hinauf auf den Felsen und legt sich neben die Löwin direkt in die Sonne und es scheint als wäre die Action damit vorbei.
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