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DIE ZEIT ALS PARTYFOTOGRAF, TEIL 1

Aktualisiert: 25. Feb. 2022

Die Fotografie faszinierte mich schon seit ich denken kann. Die ewige Suche nach dem perfekten Moment, das Streben eben diesen für die Ewigkeit festzuhalten...

Obwohl solche "perfekten" Momente als Partyfotograf wirklich nur sehr, sehr schwer zu finden sind zog ich ganze fünf Jahre mit meiner Kamera durch die Clubs.

Heute möchte ich dir erzählen, wie es dazu kam und wie ich die Zeit erlebt habe.



Wie es dazu kam

Es ist Montag, ca. 8.00 Uhr als meine Vorgesetzter das Büro mit einer Fuji Kamera betritt. Heute findet der lang geplante Anlass für unsere Kunden statt, für welchen wir extra ein komplettes Kino gemietet haben. Ich höre meinen Namen, dreh mich und nehme die Kamera welche man mir entgegenstreckt an.

Ob ich wisse wie man damit umgeht will mein Chef wissen. Ich bin etwas erstaunt, schliesslich arbeite ich in dieses Semester in der Logistik und bin primär für das Verteilen der Post und bedienen der Telefone zuständig, dennoch nicke ich. "Gut, dann habe ich eine Aufgabe für dich. Du bist heute für die Fotos zuständig."


Der Anlass ist vorbei und die Fotos sind gespeichert. Das Feedback ist durchaus positiv und ich freue mich über die Anerkennung. Auf meiner Heimfahrt treffe ich einen ehemaligen Schulfreund und wir reden über unseren Tag. Ich erzähle ihm davon, dass meine Fotos wohl so gut waren, dass demnächst für Broschüren verwendet werden sollen. Er freut sich für mich und erzählt mir davon, dass er jemanden kennt der für Partyguide (einem Ausgangsportal) arbeitet und sich so den Eintritt in die Clubs spart, "...das solltest du auch machen".


Der Gedanke lässt beschäftigt mich den ganzen Abend und ich beginne mit meiner Recherche, erstelle mir ein Profil auf einem der gefundenen Portale und informiere mich, wie ich zum Fotografen werde. Eine digitale Kamera besitze ich zu diesem Moment keine, das hindert mich aber nicht daran die Bewerbung einzureichen.

Zu meinem Erstaunen erhalte ich in den darauf folgenden Tagen tatsächlich eine Nachricht mit der Bestätigung, dass ich nun offiziell als Juniorpixer aufgeschaltet wurde und der Fotografencoach sich bei mir melden wird.

Seine Einladung erhalte ich am nächsten Tag telefonisch. Er bittet mich ihn Sonntags zu einer Nachmittagsparty zu begleiten um von ihm zu lernen - ich willige ein.


 

Mein erstes Mal

Es ist Sonntag, 17.00 Uhr

Ich warte vor der Tür auf meinen Coach, welchen ich bislang nur von Bildern kenne.

Axu sieht aus wie jemand, mit dem man keinen Ärger will. Wir betreten den Club und er rüstet seine Kamera aus.


Drinnen angekommen, zeigt er mir die Funktionen seiner Kamera und erklärt mir worauf es ankommt. Ich höre ihm aufmerksam zu, versuche mir alles zu merken und nicke fleissig. Dann ist es so weit. Er drückt mir seine Kamera in die Hand und setzt sich an die Bar.


"Jetzt bist du dran. Mach ein paar Bilder und dann zeigst du sie mir".


Ich begebe mich in die Menge, sichtbar unsicher, frage ob ich ein Foto machen darf und drücke ab. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.


Axu ist scheinen meine Fotos nicht gerade zu begeistern doch er ist zufrieden und nimmt mir die Kamera wieder ab. Ich setze mich zu ihm an die Bar und er gibt mir einige Tipps, empfiehlt mir unter anderem schnellstmöglich eine eigene Kamera zu kaufen und mich mit selbiger vertraut zu machen. Dann steht er auf.


"Das war's. Lass uns was essen gehen, dann zeige ich dir wie du die Fotos bearbeitest und hochlädst."


 

Die Jungs sind am Start

Es ist Freitag, 22.00 Uhr und ich stehe vor dem Club und warte auf meine Jungs. Einer der Vorteile als Partyfotograf ist, dass man ziemlich schnell und einfach neue Leute kennenlernt. So lernte ich auch die beiden Jungs kennen, welche ebenfalls als Fotografen (allerdings für ein anderes Portal) tätig sind, kennen. Seither sind wir ein richtiges Team geworden und verabreden uns jedes Wochenende für eine Clubtour.


Im Club angekommen, setzen wir uns erst einmal an die Bar und sehen dabei zu, wie sich der Mainfloor langsam füllt. Die Kameras sind einsatzbereit und warten nur darauf loszulegen.


22.30 Uhr

Langsam sind genügend Leute im Club und wir schnappen uns unsere Kameras. Gemeinsam arbeiten wir uns durch die Leute und bahnen und einen Weg in die Mitte des Floors. Bislang blieben unsere Kamera noch unentdeckt.

In der Mitte angekommen, schalten wir unsere Kameras ein und heben sie in die Höhe.


Ein greller Blitz


Wie immer verfehlt er seine Wirkung nicht und wir werden als Fotografen wahrgenommen. Schnell tummelt sich die Menge um uns und bittet uns um Fotos.

Mit jedem Foto werden mehr Leute auf uns aufmerksam. Ich denke zurück an meinen ersten Besuch mit Axu im Club und daran, wie ich fast verzweifelt um Fotos gebettelt hab. Die Zeiten sind vorbei.


 

Samstag, 21.10 Uhr

Mittlerweile bin ich bereits über ein Jahr als Partyfotograf tätig und komplett im Nachtleben angekommen. Wenn ich nun ohne meine Kamera im Club bin, dann fühle ich mich als ob ein Teil von mir fehlt.

Heute stehen gleich zwei Clubs auf dem Programm und ich bin bereits etwas spät dran. Ich packe mein Equipment und renne zum Bahnhof.


Froh darüber den Zug erwischt zu haben, lehne ich mich zurück und bereite mich auf die lange Nacht vor. Ich hole mein Handy hervor und schreibe den Jungs das ich unterwegs bin und wir uns direkt vor dem Club treffen.

Sie warten bereits auf mich als ich eintreffe und wir gehen gemeinsam rein. Die Frau an der Garderobe ist tippt gelangweilt auf ihrem Handy als wir mit unseren Taschen an ihr vorbei gehen direkt zum DJ.


Auf die Stage zu kommen ist gar kein Problem mehr, schliesslich kennt man sich. Ich begrüsse den DJ mit einem Händeschlag und verstecke meinen Koffer unter dem Pult. Die Jungs machen's mir nach. Dann stürzen wir uns ins Getümmel und verschwinden in der Menge.



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